Geschrieben von Tommy Galle

Unglaubliche Zuschauerkulissen in den Ortschaften

Unglaubliche Zuschauerkulissen in den Ortschaften

Späte Hinreise mit ungeplanten Änderungen

Am 18. Oktober begann für die beiden White Rocker Christopher Maletz und Tommy Galle die Reise nach Brasilien, um am wohl härtesten Etappenrennen der Welt, dem Brasil Ride, teilzunehmen. Dazu trafen sich die beiden am Flughafen München um gemeinsam über London/Heathrow nach São Paulo und schließlich zum Startort des Rennes Porto Seguro zu fliegen. Für die Reise war eine Dauer von ca. 27 Stunden vorgesehen. Aufgrund des hohen Luftverkehraufkommens rund um Heathrow musste bereits der erste Flug mit Verspätung starten was zur Folge hatte, dass der Anschlussflug nach São Paulo um 5 Minuten verpasst wurde. Als Entschädigung gab es von der Fluggesellschaft eine kostenlose Hotelübernachtung in London und die Buchung auf den nächst möglichen Flug 24 Stunden später. Die beiden White Rocker konnten demnach Ihre Reise nach Brasilien mit einem zusätzlichen Tag in London unterbrechen und die Zeit mit einer Stadtbesichtigung verbringen. Pünktlich 24 Stunden später ging es dann weiter bis nach Porto Seguro. Jedenfalls fast, denn aufgrund eines Unwetters am Zielflughafen, weshalb sämtliche Starts und Landungen untersagt waren, musste die Landung auf dem 900 km entfernten Flughafen in Salvador erfolgen. Dort galt es erneut die Zeit zu vertreiben, um weitere 6 Stunden später endlich in Richtung Zielflughafen aufzubrechen. Aus den geplanten 27 Stunden Reisedauer resultierten schließlich annähernd 60 Stunden. Demnach reduzierte sich die Akklimatisierungszeit von geplanten 48 Stunden auf annähernd 12 Stunden. Aber wenigstens waren die beiden mit ihren Rädern und ihrem Gepäck noch vor dem Start des Rennens angekommen.
Das härteste Etappenrennen der Welt
Am morgen der 1. Etappe waren Christopher und Tommy zunächst zu einem ausgiebigen Spezial-Frühstück eingeladen, welches nur den Guerini („Krieger und Kämpfer“), also den Fahrern gestattet war, welche bereits drei Mal oder öfters den Brasil Ride erfolgreich beendet haben. Zum Glück hatte Tommy mit Christopher solch einen „Guerini“ als Teampartner. Bei diesem sehr umfangreichen und typisch brasilianischen Frühstück konnten sich die beiden noch einmal ordentlich stärken, bevor es 13:12 Uhr an die Startlinie ging. Die 1. Etappe bildete ein Zeitfahren von 22 Km Länge. Aufgrund der späten Anreise war eine Streckenbesichtigung nicht mehr möglich. Keine gute Ausgangsposition für eine solch kurze Auftaktetappe. Nichts desto trotz lieferten Christopher und Tommy eine gute Leistung ab und konnten bei Dauerregen und annähernd 30 Grad einen soliden 15. Platz belegen.
Am nächsten Tag stand die  Überführungsetappe in das ca. 130 km entfernte Dörfchen Guaratinga, im Landesinneren, statt. Besser gesagt ging es auf eine Ranch in der Nähe dieses Dorfes. Hier war ein Zeltlager aufgebaut, in dem die folgenden 3 Tage zu verbringen waren. Während der gesamten 6 Stunden Renndauer regnete es immer wieder. Die sandigen und lehmigen Böden gestalteten das Fahren sehr abwechslungsreich. Entweder war die Haftung auf den Lehmböden kaum gegeben und das Fahren galt eher einer Rutschpartie oder der Sand wurde vom Vordermann hoch geschleudert,  gelangte in die Augen und sorgte dafür, dass das Sehen kaum noch möglich war. Auf dieser Etappe wechselten sich die beiden Teamkollegen sehr gut ab und konnten erneut den 15. Platz einfahren.
Die 3. Etappe musste aufgrund des vielen Regens der vergangenen Tage deutlich geändert werden. Es war dem Veranstalter aufgrund des aufgeweichten Untergrundes nicht möglich, Verpflegungsstationen und Sanitäter in den Dschungelbereichen zu stationieren. Stattdessen wurden zwei Runden auf einem 37 Km Rundkurs gedreht, dessen Untergrund vollständig trocken war. Aufgrund der Kürze der Distanz wurde das Rennen umso schneller angegangen. Das Wetter gestaltete sich an diesem Tag etwas anders als bislang gewohnt. Blauer Himmel, dauerhafter Sonnenschein, Luftfeuchtigkeit größer als 90 % und Temperaturen jenseits der 30 Grad waren die ursprünglich erwarteten Bedingungen. Das Trinken wurde auf dieser Etappe zur größten Herausforderung. Christopher und Tommy fanden erneut gut in das Rennen hinein und wechselten sich in der Führungsarbeit stets ab. In der Mitte des Rennens hatte Tommy einen leichten Durchhänger, doch nach einem ordentlichen Schluck Cola an der nächsten Verpflegungsstation, ging es wieder aufwärts. Am Ende der Etappe reichte es zu Position 16.

Durch den Regenwald

Durch den Regenwald

Die 4. Etappe stellte die Königsetappe dar. Dabei waren 101 Km und 2.700 Hm zu absolvieren. Das Wetter gestaltete sich erneut traumhaft. Bereits 20 Minuten nach dem Sonnenaufgang herrschten 30 Grad vor. Die vielen und vor allem steilen Anstiege auf dieser Etappe waren mit brennendem Sonnenschein zu absolvieren. Christopher und Tommy fanden richtig stark in das Rennen hinein und konnten nach 30 Minuten Renndauer, das erste mal in diesem Etappenrennen überhaupt, zur Spitzengruppe aufschließen. Diese hielt aufgrund des Streckenprofils nicht lange stand, aber die beiden White Rocker befanden sich in einer richtig guten Ausgangsposition. Auch an diesem Tag war die Getränkeaufnahme und Ernährung im Rennen wieder der entscheidende Faktor. Leider hatte Tommy in den letzten beiden Rennstunden mit Magenproblemen zu kämpfen und war zweimal gezwungen, hinter einem Busch anzuhalten. Dadurch verloren die beiden einige Positionen und kassierten stattdessen noch ein paar Minuten auf dem Zeitkonto. Nichts desto trotz erreichten sie das Ziel auf Position 14. Auf der einen Seite erleichtert, dass die Magenprobleme bei Tommy nicht zu einem vollständigen Einbruch führten, auf der anderen Seite aber auch leicht enttäuscht, einen erhofften Top 10 Platz verloren zu haben.

Das Team harmoniert super

Das Team harmoniert super

Am nächsten Tag stand die Überführungsetappe zurück an die Küste zum Startort des Etappenrennens an. Mit 140 Km und annähernd 2.300 Hm auch keine leichte Angelegenheit. Pünktlich 30 Minuten vor dem Start zeigte sich der Wettergott mal wieder von seiner besten Seite. Es regnete wie aus Kübeln. Aber den Erwartungen zum Trotze hörte der Regen nach 30 Minuten Renndauer auf, die Sonne zeigte sich und die Temperatur in den Anstiegen wuchs bis auf 40 Grad an. Erneut konnten Christopher und Tommy gut zusammenarbeiten und waren bis Kilometer 55 mit der bisherigen Leistung recht zufrieden. Dann stürzten beide jedoch in einer Abfahrt. Bei Christopher verlief alles glimpflich, Tommy hingegen zog sich eine ordentliche Wunde am Unterarm und eine Verletzung in der Schulter zu. Zu allem Überfluss hörten die beiden Fahrer ein Zischen an Tommy‘s Vorderrad und waren gezwungen einen Reifendefekt zu beheben. Dabei stand das Glück aber überhaupt nicht zur Seite, denn bis der Defekt behoben war, vergingen annähernd 20 Minuten. Unzählige Teams passierten die beiden White Rocker, Tommy hingegen war froh, trotz enormer Schmerzen die letzen 80 Km bis ins Ziel überhaupt fortsetzen zu können. Am Ende der Etappe überquerten die beiden überglücklich die Ziellinie auf Position 19.
Im Ziel ließ sich Tommy zunächst von zwei Ärztinnen durchchecken. Eine aus Brasilien und eine aus Deutschland, welche ebenfalls am Etappenrennen teilnahm. Das Ergebnis war immer noch Unwissenheit über die exakte Verletzung. Aufgrund dessen, dass Tommy das Rennen nach dem Sturz fortsetzen konnte war ein vollständiger Bruch ausgeschlossen. Eine Verletzung der Bänder bzw. Muskeln konnte hingegen nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund dieser einfachen Diagnose entschloss sich Tommy das Rennen fortzusetzen und einen Arzt nach der Heimreise nach Deutschland aufzusuchen.
Am nächsten Tag stand mit der 6. Etappe ein Cross Country Rennen an. Es waren vier Runden auf einem ca. 8 Km langen Kurs zu absolvieren. Das besondere an diesem Rennformat sind die vielen Zweikämpfe und Positionswechsel, also überhaupt nicht das richtige für Tommy und seine verletzte Schulter. Während Christopher ein starkes Rennen absolvierte, hielt sich Tommy aus sämtlichen Zweikämpfen heraus, konnte aber trotzdem eine recht solide Leistung abrufen. Die Fahrzeit beider Teamkollegen wurde im Anschluss zusammengerechnet und der Durchschnitt davon ging in die Gesamtwertung ein. Am Ende reichte es zu einem immer noch zufrieden stellenden 19. Platz.
Mit der 7. Etappe stand schließlich die Schlussetappe des Rennens an. Es galt noch einmal 45 Km mit annähernd 500 Hm zu absolvieren. Die letzte Etappe innerhalb eines Etappenrennens stellt im Grunde genommen eine der härtesten dar, denn viele Teams wollen die letzte Chance auf einen Etappensieg voll ausnutzen und umso höher wird das Tempo bereits am Start angeschlagen. Trotz der Schmerzen in der Schulter konnten Christopher und Tommy noch einmal eine ordentliche Leistung präsentieren und überquerten die Ziellinie recht zufrieden auf dem 14. Platz.
Nach einer Woche und über 24 Stunden im MTB- Sattel und von den Strapazen gezeichnet endlich im Ziel

Nach einer Woche und über 24 Stunden im MTB- Sattel und von den Strapazen gezeichnet endlich im Ziel

In der Gesamtwertung konnten sich die beiden White Rocker durch sehr konstante Leistungen den 15. Platz erkämpfen. Im Grunde genommen ein starkes Ergebnis. Aufgrund der vielen ungeplanten Zwischenfälle, sowohl auf der Hinreise als auch während des Rennens, war eine herausragende Leistung auf einer der Etappen leider nicht möglich. Nichts desto trotz sind beide mehr als zufrieden, gemeinsam das wohl härteste Rennen der Welt erfolgreich beendet zu haben.